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1926 - 1938

Bericht eines Zeitzeugen über die ersten 25 Jahre

An der Schwelle dieses Jahrhunderts eroberte in einem wahren Sturmlauf die Herzen unserer Jugend eine neue Sportart: Das Fußballspiel.

In den Großstädten des Deutschen Reiches hatte die Gründung von Stadtverbänden, die für einheitliche Spielregeln und für die Ausgestaltung des Spielbetriebes Sorge trugen, dazu beigetragen, dass dem neuen Spiel immer mehr Anhänger zuströmten. Nur die Turnvereine, die die Träger dieser neuen, immer weitere Kreise an sich ziehenden Leibesübung hätten werden sollen, blieben ihr fern und begannen, gestützt auf die Behörden, dieses neue Rasenspiel und seine Anhänger zu bekämpfen.

Um der weiteren Entwicklung dieses Spieles den Boden zu untergraben, wurde vor allem die Schule von den Gegnern mobil gemacht. Es hagelte Verbote über Verbote und Strafen über Strafen gegen Schüler, die sich an dem doch liebgewonnenen Spiel beteiligten. So kam es vor, dass an jedem Montagmorgen besonders die Schüler höherer Schulen von ihren alten Oberlehrern mit der Frage empfangen wurden: „Häss‘ all wier de witte Büx an hat?“ Wurde diese Frage dann bejaht, gab es eine doppelte Portion ungebrannter Holzasche.

Um diese Zeit der Jahrhundertwende fanden sich auch in Bottrop, das etwa 24.000 Einwohner hatte, einige beherzte Männer, die den Entschluss fassten, die damals noch junge Bewegung der Leibesübungen aus der Turnhalle hinaus ins Freie, auf den grünen Rasen, zu verlegen.

Am 29. Juni 1900 fand im Hotel Bremer, dem heutigen „Westfälischen Hof“, eine öffentliche Sitzung statt, in der nach Vorträgen über verschiedene Gebiete der Leibesübungen die Versammlungsteilnehmer sich zu einem Verein zusammenschlossen.

Dieser Zusammenschluss erfolgte vornehmlich durch die Initiative des Rechnungsrates Hermann, der am Bottroper Amtsgericht tätig war und beim Silberjubiläum des Vereins 1925 zu den Ehrengästen zählte.

An dieser denkwürdigen Versammlung nahm damals auch Heinrich Sicking, lange Zeit Rechnungsführer des Vereins, teil. Als Gründer des VfB Bottrop werden zudem die Herren Schaffer, Brammer, Noak, Wagner, Lehnert und Höpfner genannt.

Gleich nach der Gründung wandte sich der neue Verein an den Zentralausschuss für Jugendpflege in Bonn. Dessen Vorsitzender, Freiherr von Schenkendorf, sandte ein Antwortschreiben an den Verein. Diesem lag neben zahlreichen Schriften auch eine Einladung zum Verbandsfest des Rheinisch-Westfälischen Spielverbandes Düsseldorf bei.

Der am 23. Oktober 1898 im Düsseldorfer Hotel Giesen gegründete „Rheinische Spielverband“ hatte sich 1900 auf seinem sechsten Verbandstag in den „Rheinisch-Westfälischen Spielverband“ umbenannt, da einige westfälische Vereine inzwischen beigetreten waren. Zu diesen ersten Westfalen zählte auch der VfB Bottrop. Dieser trug zunächst aber noch den Titel „Verein für Turn- und Volksspiele“. Von den Verbandsleitern wurde den Vereinsvertretern weitgehendste Unterstützung zugesagt. Da man diese Versprechungen damals auch in die Tat umsetzte, konnte der Spielbetrieb froher Zuversicht aufgenommen werden.

Dazu kam weiterer Zuspruch aus der Bürgerschaft, von Beamten und Angestellten des Katasteramtes, des Amtsgerichtes, des Rathauses und den Zechenverwaltungen. Auch einige Lehrpersonen sollen sich damals sehr angetan von der neuen Leibesübung gezeigt haben. Der Spielbetrieb wurde im ersten Vereinsjahr des VfB Bottrop bis zum Spätherbst durchgeführt. Zur ersten Jahresversammlung erschienen sage und schreibe zwei Mitglieder.

Trotz der geringen Anteilnahme ließ man sich nicht abschrecken. Im März 1901 wurde der Spielbetrieb mit neuem Eifer wieder aufgenommen. Das ganze Jahr hindurch spielte man mit Tamburin, Schlagball und Kricket. Der zweite Jahresbericht konnte schon 20 Mitglieder nachweisen. Am Schluss des Jahres 1903 zählte der Verein bereits 40 Mitglieder.

Inzwischen war auch der Verband durch den Ausbau der Organisation einen guten Schritt voran gekommen. Das Verbandsgebiet hatte man im Jahre 1908 bereits in drei Bezirke eingeteilt. An deren Spitze stand jeweils ein drei Mitglieder zählender Spielausschuss. Der erste Bezirk umfasste das Gebiet der Städte Köln, Bonn und Siegen. Der zweite Bezirk wurde von Mönchengladbach, Düsseldorf und Solingen gebildet. In den dritten Bezirk, zu dem Bottrop gehörte, kamen die Städte Duisburg, Essen und Dortmund.

Für die Weiterentwicklung des Spielbetriebes wurde in den Ausschüssen ein gewaltiges Stück Arbeit geleistet. So führte man die Fußball-Meisterschaftsspiele ein. Die Vereine in den drei Bezirken waren in drei Klassen eingeteilt worden.

1908 wurde dann auch im Verein für Turn- und Volksspiele das in Bottrop noch unbekannt gebliebene Fußballspiel mit in den Spielbetrieb aufgenommen. Zum ersten Mal sahen die interessierten Bottroper damals ein Fußball-Wettspiel. Als Gegner hatte man den Spiel- und Sportverein 96 Schalke verpflichtet.

Als Schiedsrichter fungierte damals ein Herr Riese vom Essener Sportverein 1899. Tausende Zuschauer waren erschienen – unter ihnen auch der Bottroper Amtmann Böckenhoff mit der Gemeindevertretung. Der Spielort für das erste Fußball-Wettspiel war der Platz zwischen der Schule Lehmkuhle und der Essener Straße. Die Schalker ließen aber keinen Premierenbonus gelten und fertigten die Bottroper mit 0:7 Toren ab. So endete das erste Fußballspiel der Vereinsgeschichte mit einer deftigen Niederlage.

Die erste Meisterschaft

1913/14 setzte man sich erstmals durch

Durch den Zusammenschluss waren in den Reihen des Spielvereins gute Kräfte. In der Spielzeit 1913/14 errang die erste Mannschaft in der freien Vereinigung „Emscherthaler Spielverband“ die Meisterschaft. Diese errangen folgende Spieler:

  Huda Vinzent  
 Schäfer Lazar 
GoldkampSkowronnekWeis
Huda Jos.Huda Joh.ScheurerKurkaJordan

1919/1920 spielte man im Essener Bezirk, da die Eisenbahn noch sehr unregelmäßig fuhr und die Spielplätze der Gegner zu Fuß oder mit der Straßenbahn besser erreicht werden konnten. Die erste Mannschaft spielte in der B-Klasse mit den Vereinen Helene-Amalia, Turnerbund Bergeborbeck, Jugend Essen und anderen. Kurz vor Ende der ersten Serie schienen die erfolgreichen Spiele gefährdet zu sein. Angeblich sei ein VfB-Spieler nicht spielberechtigt gewesen. Sieben Punkte wollte man dem VfB damals abziehen.
Da jedoch in der zweiten Serie alle Spiele gewonnen wurden, erreichte die Mannschaft mit einem Punkt Rückstand auf Helene-Amalia die zweite Stelle und schaffte dadurch den Aufstieg in die A-Klasse.

Den Aufstieg erreichten folgende Spieler:

  Scheier  
 Hausmann Kurka 
ZaczekLazarGoldkamp
GöttlingScheligaEleserSikora

Jordan

Im Jubiläumsjahr den 6. Platz erkämpft

Der VfB konnte als einziges Team den VfL Krefeld zu Hause schlagen 1923 begann die Stadtverwaltung mit dem Platzumbau. Auf einem Platz des Geländes, auf dem das Knappschaftskrankenhaus stand, wurden nun Meisterschafts- und Freundschaftsspiele ausgetragen. Die erste Mannschaft spielte durchweg mit der selben Aufstellung wie im Spieljahr zuvor. Nur mit der Ausnahme das zeitweilig die Verteidiger wechselten, zu denen sich der Nürnberger Karl Sörgel gesellte, der in Bottrop seine erste Wahlheimat fand. Sörgel wechselte sich zudem auf dem Mittelstürmerposten mit Sikora ab.

Am 17. Dezember 1923 war der Essener Turnerbund, der seit diesem Tage den Namen ETB Schwarz-Weiß Essen führte, zu Gast beim VfB. Die erste Mannschaft des VfB lieferte ein ganz vorzügliches Spiel und gewann mit 3:2 Toren.

Ostern 1924 hatte der VfB seine erste internationale Begegnung. Zu Gast war Meteor Prag. Vor mehreren tausend Zuschauern kam es zu einem interessanten und abwechslungsreichen Kampfspiel, in dem die VfB-Elf sich tapfer schlug und am Ende mit nur 0:2 Toren unterlag. Ein achtbarer Erfolg, denn Meteor Prag galt damals als sehr starke Mannschaft.

Der Platzumbau wurde im Herbst 1924 beendet. Anlässlich der Vaterländischen Spiele am 20. Juli 1924 wurde dem Verein der Platz übergeben. In der Sportwoche vom 1. bis 10. August wurden Pokalspiele um den vom ersten Vorsitzenden Josef Freitag gestifteten Pokal ausgetragen. Der Höhepunkt der Sportwoche war für den VfB das Spiel gegen Hannover 96, das unentschieden 1:1 endete. Im Schlussspiel der Werbewoche wurde Tura Bonn mit 6:0 besiegt.

Dem Vorstand, der von Josef Freitag angeführt wurde, gehörten ferner die Herren Tambor als zweiter Vorsitzender, Thiele als erster und Mennekes als zweiter Geschäftsführer an. Hermann Lugge war erster, Georg Decker zweiter Rechnungs-führer. Josef Danabowski war Jugendobmann.

Die Meisterschaftssaison 1924/1925 begann unter denkbar ungünstigen Voraussetzungen. Drei der besten VfB-Spieler hatten den Verein verlassen. Das 1:1-Ergebnis im ersten Spiel gegen Meiderich 06 war noch schmeichelhaft. Nach der beschämenden 1:4-Niederlage gegen Preußen Duisburg und dem knappen 1:0-Sieg gegen Beeck wurde der VfB von Preußen Krefeld mit 5:0 Toren geschlagen.

Doch dann schafften die Bottroper das, was in dieser Serie keiner anderen Mannschaft gelang: Sie schlugen den VfL Krefeld auf eigenem Platze mit 3:2 Toren. Es kam wieder Selbstvertrauen in die Mannschaft. Es folgten Siege gegen Union Hamborn mit 2:1, Rasensport Mülheim mit 4:1 Toren und viele andere.

Schließlich belegte das Team im Jubiläumsjahr des 25-jährigen Bestehens unter 16 Vereinen mit 18 Punkten den 6. Tabellenplatz ein. Das Jubelfest selbst war ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte. Die Ehrung der Jubilare, die Enthüllung und Einweihung des Ehrenmals für die gefallenen Sportler, zwei Spiele der ersten Mannschaft gegen den Spielverein Rheydt, gewonnen mit 3:1, und gegen Schwarz-Weiß Essen, unentschieden 1:1, und das Zusammentreffen der besten deutschen Leichtathleten waren die Höhepunkte der Jubiläumswoche.

1926 - 1938

Skandale statt Aufschwung
Nach der Jubiläumswoche ging es abwärts

Nach dem großartigen Verlauf der Jubiläumssportwoche war doch eigentlich mit einem sportlichen Aufschwung des Vereins zu rechnen. Den Bottropern war so viel an sportlichen Sonderleistungen geboten worden, dass man hiervon einen förderlichen Einfluss auf das Vereinsleben erwarten durfte. Leider blieb diese günstige Nachwirkung aus. Die Bilanz der Jubiläumsveranstaltung, insbesondere des sehr attraktiven Leichtathletik-Meetings, ergab einen riesigen finanziellen Reinfall, den der Verein niemals ausgleichen konnte. Die Vereinsleitung sah sich gezwungen, mit den Vereinsgläubigern einen Vergleich abzuschließen, der im Verhältnis von 10:1 dann auch zustande kam. Sportlich neigte sich die Leistungskurve ebenfalls nach unten. Im Spieljahr 1925/1926 konnte der Abstieg noch eben so vermieden werden, dank eines guten Punkteguthabens aus der ersten Serie.

Raimund Zwinz hatte zwar den Weg zum VfB wieder gefunden, aber seine Leistungen waren mit seinem früheren Können nicht mehr zu vergleichen. Im Jahre 1927 war alsdann der Abstieg aus der Gauliga fällig. Das war ein weiterer schwerer Schicksalsschlag für den Verein. Die nach abwärts zeigende Kurve hatte die Mannschaft nach und nach aus dem Tritt gebracht. So kam es, dass der VfB Bottrop auch am Ende der Spielzeit 1927/1928 in der zweiten Klasse am Ende der Tabelle stand und abermals absteigen musste. Es war mittlerweile so geworden, dass es kaum noch möglich war, sonntags eine komplette Mannschaft aufstellen zu können. Der Spielobmann war jedenfalls immer auf der Suche nach Spielern und Ersatz-spielern. Dazu kam auch noch die völlige finanzielle Blutleere.

Im Sommer 1928 war dann der Tiefpunkt in der Geschichte des VfB Bottrop erreicht. Dass damals das Vereinsleben nicht zum völligen Stillstand kam, ist lediglich dem Einsatz einiger mutiger Männer zu verdanken, die sich durch nichts entmutigen ließen. Sie offenbarten ihren großen Idealismus für den Verein. Hier sei vor allem an den Spielobmann Hermann Baumeister gedacht, der die wohl aufopfernste Arbeit für das Weiterbestehen des Vereins aufgebracht hat. Daneben verdienen ganz besonders Leo Beyer als Geschäftsführer und Ignanz Buchard als zweiter Vorsitzender, außerdem die Spieler Ignatz Huda und Bernhard Bothe ehrende Erwähnung. Der erste Lichtblick in dem fast hoffnungslosen Dunkel war die Mitteilung des Verbandes, dass der VfB nicht in die A-Klasse absteigen werde. Es gab – wie so oft – eine Umorganisation der Spielklassen, von der diesmal der VfB profitierte. Das brachte ihm gleichzeitig einen wertvollen Zuwachs an Spielern, vor allem von der DJK Vorwärts 08. Die Meisterschaftsspiele sahen den VfB Bottrop mit dem Spielverein 1911 und Rhenania Bottrop in einer Gruppe.

Die Ortstreffen brachten naturgemäß besondere Spannung. Der VfB gewann Hin- und Rückspiel gegen beide Ortsrivalen. Am Schluss der Saison hatte man den dritten Tabellenplatz erklommen. Damit war die Zugehörigkeit zur Kreisliga gesichert. Der Formanstieg war weiterhin stetig. Aus dem eigenen Nachwuchs drängten junge Kräfte wie Josef Felber, Theo Vogel und die Gebrüder Kleine-Breil nach vorn, so dass der VfB mit großen Hoffnungen in die Saison 1929/1930 gehen konnte. Aber in diesen Jahren musste auch der VfB Bottrop erkennen, wie schwierig es ist, die einmal verlorene oberste Spielklasse wieder zu erreichen. Der erste Anlauf misslang jedenfalls ziemlich deutlich.

Man ließ sich jedoch nicht entmutigen und traf neue Vorbereitungen für die Spielzeit 1930/1931. Diese brachte unerhört spannende Kämpfe und erst mit Ablauf des letzten Spieltages war die Reihenfolge in der Tabellenspitze klar. Der VfB Bottrop lag mit dem Spielverein Osterfeld 06 punktegleich an der Spitze, nur durch einen Punkt vom Dritten, dem Spielklub Osterfeld getrennt. Die beiden führenden Vereine stiegen somit in die Gauliga auf. Vier Jahre hatte es somit gedauert, bis der VfB den Wiederaufstieg in die oberste westdeutsche Spielklasse erreicht hatte.

Der Bannstrahl des Verbandes
Als der VfB vorläufig nicht aufgestiegen war…

Das erfolgreiche Abschneiden löste in Bottrop naturgemäß größten Jubel und vollste Befriedigung aus. Den für die neue Saison bevorstehenden Kämpfen in der Gauliga sah man mit größter Spannung entgegen, zumal mit Willi Mennekes, der von Rheine zurückgekehrt war, sowie mit Michels und Hannibal, die vom Spielverein 1911 übertraten, neue Kräfte eingesetzt werden konnten. Kurz vor dem Beginn der Meisterschaftsspiele traf den VfB jedoch wie aus heiterem Himmel der Bannstrahl des Verbandes. Der Vorstand des Bezirks Niederrhein erließ nämlich ein Urteil, wonach der VfB mit allen Mannschaften einschließlich der Jugendmannschaften auf die Dauer eines Jahres vom Verband ausgeschlossen wird.

Ohne dass der VfB gehört worden war, allein aufgrund der ungeprüften Argumente einer interressierten Seite, erließ der Bezirksvorstand eine solche niederschmetternde Entscheidung. Die Begründung wurde damit gegeben, dass das Spiel VfB Bottrop gegen VfB Lohberg, das turnusgemäß in Lohberg stattfinden sollte, aber auf Antrag von Lohberg mit Genehmigung des Verban-des nach Bottrop verlegt worden war, einen irregulären, vorher vereinbarten, für den VfB Bottrop günstigen Ausgang genommen habe. Hierfür seien unwiderlegliche Beweise vorhanden, hieß es. Man hatte also gar nicht nötig, den VfB zu den Anschuldigungen zu hören.

Es würde zu weit führen, all die Machenschaften aufzuzeigen, die inszeniert worden waren, um den VfB den Aufstieg in die Gauliga zu entreißen. Jedenfalls gelang es dem Vorsitzenden Josef Mennekes nicht nur alle Anschuldigungen zu widerlegen, sondern auch die Hintermänner der Aktion aufzudecken. Die Spruchkammer des Westdeutschen Spielverbandes hob darauf hin das Urteil des Bezirksverbandes Niederrhein auf, weil keine Verfehlungen des VfB Bottrop vorlagen.

Mit fünfwöchiger Verspätung konnte die Mannschaft alsdann an den Meisterschaftskämpfen teilnehmen. Nach einigen Anfangserfolgen gab es eine Reihe von Rückschlägen. Deren härtester war die 0:9-Niederlage Anfang November 1931 in Ruhrort. Aber unmittelbar nach diesem Debakel setzte ein radikaler Umschwung ein. Michels und Hannibal waren inzwischen spielberechtigt geworden. Das gab der ganzen Mannschaft einen starken Rückhalt und sofort stellten sich Erfolge ein.

Brandfackel des Krieges

Die Jahre 1931 bis 1939 Der Tabellenführer Meiderich wurde mit 2:1 geschlagen, Ruhrort, der Tabellenzweite, erreichte im Rückspiel nur ein 1:1, Union Krefeld verlor in Krefeld 3:2, gegen Hamborn 07 endeten beide Spiele 0:0. Es sind hier nur die Spiele gegen die führenden Mannschaften erwähnt. Am Schluss der Serie hatte der VfB hinter Meiderich und Ruhrort zusammen mit Union Krefeld den dritten Platz inne.

Zwischendurch war am 8. Dezember 1931 das erste Gesellschaftsspiel gegen Schalke 04 ausgetragen worden. Vor mehr als 12.000 Zuschauern ging der VfB mit 7:0 in dem Schalker Kreisel und Wirbel unter. Sportlehrer Kreschmann – in den 50er-Jahren Trainer von Borussia Dortmund – übernahm Anfang 1932 die sportliche Betreuung der ersten Mann-schaft. Der glänzende sportliche Ruf, den sich der VfB in den Meister-schaftsspielen erworben hatte, führte dazu, dass fünf Spieler der Mannschaft – nämlich Michels, Schinck, Mennekes, Felber und Ziolkewitz – für die westdeutsche Auswahl gegen Ostholland in Aussicht genommen wurden. Immerhin war die Berufung von Michels und Schinck in die westdeutsche repräsentative Vertre-tung, die in Holland einen verdienten 4:1-Sieg errang, ein schöner sportlicher Prestigeerfolg für den VfB Bottrop und seine Anhänger. Die nächste Spielsaison 1932/1933 schloss war nicht so erfolgreich wie die erste Saison in der Gauliga, brachte aber doch schöne Erfolge, von denen der bemerkenswerteste, der Sieg gegen den ungeschlagenen Tabellenführer Hamborn 07 in Hamborn war. Noch Jahre später sprachen die 2.000 Bottroper, die damals zu diesem Spiel mitgefahren waren, mit Begeisterung von diesem wirklich hinreißenden Kampf, der in letzter Minute durch einen Bombenschuss des Mittelstürmers Mennekes auf eine Flanke des Rechtsaußen Ziolkewitz zu Gunsten des VfB entschieden wurde.

1932 feierte der VfB außerdem einen Sieg in Kaiserslautern. Das Rückspiel verlief ebenso dramatisch und endete 1:1. So kam es, dass der Meister Hamborn 07 in der ganzen Saison nur vier Verlustpunkte einbüßte – drei davon allein gegen den VfB. Das zweite Freundschaftsspiel gegen Schalke 04 am 8. Dezember 1932 verlief äußerst spannend und ergab diesmal nur einen knappen 3:4-Sieg der Gäste. 1933 brachte nicht nur die schicksalhafte politische Umwälzung, sondern es bescherte uns auch einschneidende Veränderungen auf sportlichem Gebiet. Es wurde wieder einmal eine Neueinteilung vorgenommen, und zwar nach schematischen geographischen Richtlinien. Bottrop wurde dem Gau Westfalen zugeteilt.

Der VfB erhielt aber keinen Platz in der westfälischen Gauliga, sondern musste sich mit der Bezirksliga abfinden. Auch in diesem Jahre wurde wiederum am 8. Dezember ein Freundschaftsspiel gegen Schalke 04 ausgetragen. Diesmal gewannen die blauen Knappen mit 4:1. In den nächsten Jahren erreichte der VfB zwar immer wieder den zweiten Platz; es reichte jedoch nie zum ersten Platz, der allein den Aufstieg in die Gauliga bedeutet hätte. Es blieb also wohl oder übel bei der Bezirksliga. Nichtsdestotrotz war der innere Zusammenhalt im Verein selten so gut wie in diesen Jahren. Es kam das Jahr 1939. Der neuen Spielzeit sahen die VfB-ler nach besten Vorbereitungen mit großer Zuversicht entgegen. Doch die Brandfackel des Krieges und der Donner der Kanonen machten dem sportlichen Treiben den Garaus.

1939 - 1945

Die harten Jahre: 1939 bis 1945

Treue VfBer sorgten für das Überleben des Vereins

Als 1939 der Krieg ausbrach, kam der gesamte Spielbetrieb zum Erliegen. Aber nach einigen Wochen fasste der Verband den Entschluss, den Sportbetrieb wieder aufzunehmen. Es wurden Pokalspiele eingeführt, an denen sich alle Mannschaften ohne Klassenunterschied beteiligen konnten.

Am 2. Oktober wurde der Spielbetrieb aufgenommen. Der erste Gegner des VfB war Schalke 04. Beide Vereine mussten entsprechend der bis dahin zum Militär abgestellten Spieler ihre Mannschaften umstellen. Trotzdem konnte jeder der damals anwesenden 7.000 Zuschauer mit den gezeigten Leistungen zufrieden sein. Schalke 04 gewann mit 2:0 Toren.

Da den Spielen jedoch der nötige Reiz fehlte, entschloss man sich, ab November wieder mit den Meisterschaftsspielen fortzufahren. Nach Einteilung der Vereine in zentralgelegene Gruppen ging es dann Mitte November wieder los. Der VfB spielte gegen die Vereine TuSp Horst, Union Gelsenkirchen, VfB Gelsenkirchen, BV Gelsenkirchen, Spfr. Gladbeck, BV Marl, SpuSp Hüls, SpVgg Erkenschwick, Union Recklinghausen und Buer 07.

Da der Verlust an Spielern im ersten Kriegsjahr noch nicht so groß war und sich der VfB durch den Zugang des Gastspielers Balzer vom FV Saarbrücken noch verstärken konnte, schnitt man recht gut ab. Lange Zeit konnte man sich in der Tabellenspitze halten.

Allmählich jedoch zollte man dem Krieg ungewollt Tribut. Mehrere Spieler mussten zum Militär abgegeben werden. So standen bis Weihnachten 1939 27 Aktive mit dem damaligen Vorsitzenden Josef Mennekes unter den Waffen. Zur ersten Kriegsweihnacht war es sogar noch möglich, den VfBern ein kleines Liebesgaben-Paket zu schicken. Große Verdienste um die Betreuung der im Felde stehenden VfBer hat sich der während des Krieges den Verein führende Karl Kloeber erworben. Es gab keinen auf Urlaub weilenden VfBer, den er nicht begrüßt und mit einer kleinen Gabe bedachte, heißt es.

Im Laufe des Krieges wurden auch beim VfB Bottrop die Rehen immer lichter. Einen großen Verlust erlitt man zudem, als der damals beste westdeutsche Torwart, Willi Michels, durch einen Betriebsunfall eine Hand verlor, so dass man um die weitere Durchführung des Spielbetriebes bangen musste. Durch die Einstellung mehrerer Gastspieler aus den Reihen der in der Nähe liegenden Flak konnte man die Mannschaft immer auf einer gewissen Spielstärke halten.

Außerdem kam dem VfB damals die Opfer-bereitschaft alter VfBer zugute, die es nicht scheuten, zu wichtigen Meisterschaftsspielen selbst von Warschau, Holland und Frankreich zu kommen und dem VfB im Kampf um die Punkte zu helfen. Große Verdienste um die Aufrechterhaltung der Spielstärke des VfB hat sich damals der Gastspieler Werner Syring erworben. Nur durch den Einsatz jedes Einzelnen war es möglich, während des gesamten Krieges zu den führenden Mannschaften gezählt zu werden. Ein Höhepunkt im Spielgeschehen des VfB während des Krieges war das Spiel zur Ehrung des Spielers Walter Brandt, welches am 23. Mai 1943 gegen Rot-Weiss Essen ausgetragen wurde. Nach einem Vorspiel der 1. Jugend gegen die gleiche von RWE, das der VfB mit 7:1 Toren gewann, endete das Spiel der beiden ersten Seniorenmannschaften vor 6.000 Zuschauern unentschieden 3:3.

Am 2. Juli 1944 spielte der VfB dann nochmals gegen Schalke 04. Verstärkt durch einige Gastspieler treten die VfBer mit stolz geschwellter Brust gegen die Königsblauen an. Das Spiel verloren sie jedoch recht deutlich mit 1:7 Toren. Während des Krieges konnte der VfB auch eine zweite Mannschaft stellen. Sie spielte gegen die Kreisklassen-Vereine Bottrop-Gladbeck mit wechselndem Erfolg.

Die Jugend war während des Krieges sehr erfolgreich und konnte sich im Spieljahr 42/43 bis ins Endspiel um die Bezirksmeisterschaft durchsetzen. Dort wurde sie dann jedoch von der Betriebssportgemeinschaft Hassel knapp geschlagen. wenn man jedoch bedenkt, mit welchen Schwierigkeiten man zu kämpfen hatte, so muss man all denen, die sich für den Fortbestand des Vereins eingesetzt haben Dank sagen. Egal ob es nun Spieler, Vorstandsmitglieder oder treue Zuschauer waren – sie alle haben dazu beigetragen, dass es den VfB noch heute gibt.

Doch für sie alle gab es Anfang 1945 Schwierigkeiten, die nicht mehr zu überwinden waren. Das bedeutete auch für den VfB das Erliegen des Spielbetriebs. Doch die Zwangspause währte – und das wissen wir heute sehr genau – nicht sehr lange.

Denn mit dem Ende des Krieges begann im Frühjahr 1945 auch wieder der Fußball in Bottrop. Und dort war der VfB einer der ersten Klubs, der den Spielbetrieb wieder aufnahm.

50er Jahre

Aus Amateuren wurden wieder Vertragsfußballer

Die Saison 1950/1951 war spielerisch interessant und spannend. Der VfB lag am Schluss mit einem Punkt vor Duisburg 48/99 an der Spitze. Da sich die Spiele der Gruppe B bis Mitte Juni hingezogen hatten, kam die Entscheidung um die Niederrheinmeisterschaft nicht mehr zu Stande. Der Meister der Gruppe A, SC Cronenberg, nahm als Niederrheinvertreter an den Deutschen Amateurmeisterschaften teil und wurde auch Deutscher Meister.

Im Februar 1951 wurde Josef Mennekes nach dem Rücktritt von Otto Kallweit wieder zum Vereinsvorsitzenden gewählt.

Das gute Abschneiden in der Amateurliga gab dem VfB-Vorstand Mut, erneut um die Erteilung der Vertragsspieler-Lizenz nachzusuchen. Die Generalversammlung stimmte diesem Vorschlag zu und zwar ohne jeglichen Widerspruch. Nach langwierigen Verhandlungen entschloss sich der Westdeutsche Fußballverband zu einer erneuten Lizenzerteilung.

Als neue Vertragsspieler kamen Füten und Kraus von Elmar Alstaden, Moczalla vom SV 1911 Bottrop und Reinhold Grunert von Tura 86 Essen zum VfB. Walter Reimann aber ging zum STV Horst Emscher und Kurt Röttger kehrte zu Rot-Weiß Essen zurück. Die beiden letzteren hatten in den vergangenen Jahren häufig mit bestem Erfolg in der Amateur-Auswahlmannschaft Niederrhein mitgewirkt. Reimann gehörte auch zu der Mannschaft, die in Berlin das Endspiel um den Amateur-Landerpokal für den Niederrhein mit 5:1 gewann.

Neben den anderen Spielern der ersten Mannschaft stand mit Guziki, Kolkenbrock und Szumny ein guter Nachwuchs aus der eigenen Jugend zur Verfügung. Als Trainer wurde Hermann Becker aus Düsseldorf verpflichtet.

In der Saison 1951/1952 behauptete sich der VfB glänzend. Zwar gab es auch Rückschläge, aber das ständig steigende Konto an Pluspunkten versetzte die Bottroper in Begeisterung. Die Spitzenspiele gegen Sodingen und insbesondere gegen Rot-Weiß Oberhausen brachten Rekordbesucherzahlen.

Kurz nach Beginn der Meisterschaftsspiele musste der VfB wegen des Umbaus des Jahnstadions zur Austragung seiner Heimspiele zum Sportplatz an der Paßstraße überwechseln. Dieser Platz mit seiner Aschenbelagdecke hatte es in sich. Die erste Mannschaft jedenfalls schien dort unüberwindlich zu sein.

Vor dem letzten Meisterschaftsspiel stand Sodingen als Gruppenmeister und Aufsteiger fest. Der VfB und Rot-Weiß Oberhausen teilten sich punktgleich den zweiten Platz. Beide mussten das entscheidende Spiel auswärts austragen, der VfB in Bielefeld und Rot-Weiß Oberhausen in Sodingen. Die Bottroper gewannen beim VfB Bielefeld souverän mit 4:0 und Oberhausen konnte mit einem 4:4 nur einen Punkt aus Sodingen entführen.

Damit war die Entscheidung zu Gunsten des VfB gefallen, der nun mit dem Zweiten der anderen Gruppe der zweiten Liga, dem TSV Vohwinkel, sowie dem Dritt- und Viertletzten der Oberliga, STV Horst-Emscher und SpVgg Erkenschwick um die beiden vakanten Plätze in der Oberliga in einer Qualifikationsrunde antreten muss.

Der STV Horst-Emscher behauptete sich eindeutig. Nur in Bottrop gab er einen Punkt ab (Guziki schoss einen Elfmeter an die Latte). Die Spannung um die Besetzung des zweiten Platzes erreichte ihren Höhepunkt in dem Spiel zwischen dem VfB und Erkenschwick am 16. Juni 1952 auf dem Sportplatz an der Paßstraße. 18.000 Zuschauer waren anwesend. Nach 20 Minuten lag der VfB durch ein Tor von Füten in Führung. Was konnte jetzt noch passieren! Schließlich hatte man an der Paßstraße noch kein Spiel verloren. Doch es kam anders: Zwei Abwehrfehler des in der ganzen Spielzeit so hervorragenden Torwarts Grunert brachten die Erkenschwicker mit 2:1 in Führung. Und es blieb dabei! Lange noch blieb dieses Spiel im Gespräch. Man konnte es nicht fassen, dass der Heimnimbus des Sportplatzes an der Paßstraße gerade in diesem entscheidenden Kampf platzte.

Die Mannschaft der Aufstiegsrunde:

  Grunert  
RiedigerSchwalemeier
KrausMoczallaSmoka
KolkenbrockNikolaiczykFütenHöferGuziki


Der Spielbetrieb ging dennoch natürlich weiter. Als Trainer wurde Gustav Mohn aus Duisburg verpflichtet. Neue Spieler traten dem VfB bei: Heinz Hinz von Rot-Weiß Essen, Werner Möckel vom TSV Horst Emscher, Walter Tannemann vom Meidericher SV und Günter „Pascha“ Mikolajczak von Vorwärts 08. Torwart Grunert ging zum VfL Osnabrück.

Die Saison 1952/1953 verlief aber keineswegs im erwarteten Sinne. Füten und Moczalla, die ein Jahr zuvor zusammen mit Bagh die herausragenden Spielerpersönlichkeiten in der Mannschaft waren, fielen infolge Verletzungen ganz aus. Ehe die Meisterschaftsspiele zu Ende waren, lag der ambitionierte VfB abgeschlagen an fünfter Stelle.

Ein Achtungserfolg war der Mannschaft noch in der Pokalrunde beschieden, als sie nach Siegen über Wattenscheid und Hamborn 07 mit Rot-Weiß Essen, dem 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf unter die letzten vier des Westdeutschen Fußballverbandes kam. Durch eine 0:5-Niederlage in Bergeborbeck gegen Rot-Weiß Essen schied sie dann aber aus diesem Wettbewerb aus.

Das nächste Jahr 1953/1954 brachte keine erwähnenswerten spielerischen Höhepunkte . Die finanzielle Lage war alles andere als rosig. Erfreulich war, dass im Spätsommer 1953 das prächtig ausgebaute Jahnstadion wieder zur Benutzung freigegeben wurde.

Zu einem der beiden vorderen Tabellenplätze am Schluss der Spielzeit langte es in diesem Jahre wieder nicht. Nach dem Rücktritt von Josef Mennekes wurde Walter Brandt zum ersten Vereinsvorsitzenden gewählt. Als Trainer wurde Willi Multhaup für den VfB gewonnen.

Die Ära Multhaup
Wie aus dem „ewigen Zweiten“ der „ewige Dritte“ wurde

Walter Reimann kehrte von Horst Emscher zurück. Heinrich Heyne war schon vor einiger Zeit zum VfB gestoßen. Ansonsten hatte man in den letzten Jahren mit der Verpflichtung neuer Spieler keine glückliche Hand gehabt. In diesem Jahre 1954 kam auch Heinz Stemmer von den Sportfreunden Katernberg im Gefolge Multhaups zum VfB. Stemmer war zwar schon ein älterer Spieler, hatte aber einen großartigen Torinstinkt und war Spezialist in Strafstößen.

Der VfB kam gut ins Rennen und steigerte sich in der zweiten Serie derart, dass der Aufstieg in die Oberliga vor dem letzten Spiel sozusagen vor den Füßen der Mannschaft lag. Nur das noch fällige Spiel beim Rheydter Spielverein musste gewonnen werden. Rheydt hatte einen schlechten Tabellenstand, so dass alle Voraussetzungen für einen Erfolg gegeben zu sein schienen. Aber es schien nur so. Die Bottroper konnten sich in einem sehr harten Spiel nicht durchsetzen und verloren mit 1:2 Toren. Die Girlanden, mit denen das Vereinsheim im heimischen Bottrop bereits geschmückt worden war, mussten wieder abgehängt werden. Die Enttäuschung war groß.

Ein neuer Anlauf kam im folgenden Jahr. Am Schluss der ersten Serie 1955/1956 lag der VfB als Herbstmeister mit vier Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze. In der zweiten Serie konnte man diesen Vorsprung jedoch nicht halten. Nach der Niederlage gegen Meiderich in Bottrop schien Bottrop den sicher geglaubten Aufstieg doch noch zu verschenken. Doch auch Meiderich gab Punkte ab und so lag der VfB vor dem letzten Spieltag auf dem zweiten Platz. Nur noch das Spiel gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten VfB Bielefeld musste gewonnen werden. Doch auch hier versagten den Bottropern – wie ein Jahr zuvor – die Nerven. Das Spiel wurde mit 0:2 verloren, der Meidericher SV zog mit dem VfB punktegleich und stieg auf Grund des besseren Torverhältnisses in die Oberliga auf.

Noch lange Zeit grollten die Vereinsanhänger mit den Spielern, die sich in Bielefeld so unkonzentriert und lasch gezeigt hatten. Aber die Schwarz-Weissen ließen sich nicht unterkriegen und bekamen im Juni 1956 mit dem Bottroper Oberbürgermeister Ernst Wilczok einen neuen Vereinsvorsitzenden. Die Schlussbilanz der folgenden Saison ergab wieder den dritten Tabellenplatz, ohne dass es aber ein so dramatisches Finale gab, wie in den Vorjahren. Damit ging die Ära Multhaup in Bottrop zu Ende. Drei Jahre, drei Mal Dritter! Aus dem „ewigen Zweiten“ war der „ewige Dritte“ geworden. Als neuer Trainer übernahm Franz Linken aus Düsseldorf die sportliche Betreung der Vertragsmannschaft.

Es ging wieder abwärts

Ein Jahrzehnt der Enttäuschungen geht zu Ende

Im Jahre 1958 landete der VfB auf dem 5. Tabellenplatz. Obwohl Klaus Matischak Torschützenkönig der 2. Liga wurde, konnte nicht mehr erreicht werden. Zu viele Spiele wurden im Laufe der Saison zu leichtfertig abgegeben. Die in den vorhergehenden Jahren gescheiterten Anstrengungen und zerstörten Hoffnungen schienen doch am Mark der Spieler gezehrt zu haben.

Noch einmal flammte der VfB-Geist in den Pokalspielen auf. Nach Erfolgen über Ickern, Sterkrade, Hochheide und Dahlhausen war die Mannschaft wieder unter den letzten Vieren. Gegen den 1.FC Köln verlor sie knapp mit 2:3. Die beiden Folgejahre 1958/59 und 1959/60 brachten dem VfB jeweils den sechsten Tabellenplatz ein – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Nur wenige Spiele konnten in dieser Zeit die Zuschauer begeistern. So sahen nur noch durchschnittlich 2.000 Zuschauer die VfB-Spiele. Vier Jahre zuvor waren es noch stolze 7.000 gewesen. Dass das auch erhebliche finanzielle Einbußen zur Folge hatte, dürfte jedem klar sein. Dem ältesten Bottroper Fußballverein, dem VfB stand eine schwere Zeit bevor.

60er Jahre

Die Sternstunde des VfB
1962/63 bescherte der letzte Spieltag den Meistertitel

Viele hatten bereits den Abgesang auf den VfB nach vielen verpassten Aufstiegschancen angestimmt. Auch die ersten beiden Spielzeiten im neuen Jahrzehnt verliefen wenig erfolgreich. Nach Ablauf der Saison 60/61 war der VfB Bottrop als 13. der Zweiten Liga West nur knapp dem Abstieg entronnen. Gegen den bereits abgestiegenen SSV Hagen verbleckerte man sich am letzten Spieltag nicht gerade mit Ruhm, verlor im Jahnstadion mit 2:3. Meister wurde in dieser Saison der ETB SW Essen. Ein Jahr später feierte Bayer Leverkusen die Meisterschaft, der VfB landete im Niemandsland auf Platz 10.

Dann aber war es endlich soweit. Die Saison 1962/ 63 wurde die erfolgreichste in der Geschichte des schwarz-weißen Clubs aus dem Bottroper Zentrum. Im Jahnstadion überschlugen sich tausende von Zuschauern vor Freude über ein bald schon nicht mehr für möglich gehaltenes Ereignis. Der VfB sicherte sich am letzten Spieltag der Saison den Meistertitel, der zugleich noch etwas ganz Besonderes darstellen sollte. Er wurde im Jahr 1963, genauer gesagt am 17. Juni 1963 zum letzten Male vergeben. Mit dem Saisonende wurde die Zweite Liga West abgeschafft.

Der VfB machte durch einen 2:0-Sieg im Jahnstadion gegen den VfL Bochum das Unmögliche doch noch möglich. Ferner und Stede schossen gegen einen stark und ehrgeizig aufspielenden Tabellendreizehnten die entscheidenden Tore. Und das in einem Spiel, das nicht für schwache Nerven war. Zeitgleich patzte der bis dahin die Meisterschaft anführende Club Duisburg 48/99 bei den elftplazierten Sportfreunden aus Gladbeck. 1:5 gingen die Duisburger Baden und mussten dem VfB aufgrund der schlechtren Tordifferenz den Titel überlassen.

Die gewonnene Meisterschaft beflügelte die VfB-Vorderen und die Fangemeinde zu einer ganz besonderen Aktion. Dem Titelgewinn folgte eine sehenswerte und vor allem kreative Postkarte, die den außergewöhnlichen Erfolg für die Nachwelt dokumentieren sollte. Gemeinschaftlich, wie in der Saison, erklimmt dabei die Mannschaft den Berggipfel.

Geldnot: Der VfB vor dem Aus

Auch sportlich ging es von 1960 bis 1979 heiß her

In den 60er-Jahren zeigte es sich, dass der VfB Bottrop mit dem Vertragsfußball nicht zurecht kam. Mit Ablauf der Saison 1963/1964 musste er aus der Regionalliga wieder absteigen. Mit einer tollen Energieleistung schaffte die Elf im darauf folgenden Jahr die Niederrheinmeisterschaft. In den Aufstiegsspielen wurde das angestrebte Ziel Wiederaufstieg erreicht.

Doch schon in der Spielzeit 1965/66 folgte der erneute Abstieg. Damals wurden Stimmen laut, die dem VfB abrieten, jemals wieder in den bezahlten Fußball zurückzukehren. Die Finanzlage des Vereins war sehr angespannt. Doch als die Mannschaft 1966/67 wieder Niederrheinmeister der Verbandsliga wurde, entschlossen sich die damaligen Verantwortlichen, den Schritt in den bezahlten Fußball wiederum zu wagen, nachdem der VfB sich durch die Aufstiegsrunde wieder qualifiziert hatte.

 

Es war ein verhängnisvoller Schritt. Neben dem sportlichen Abstieg folgte die totale finanzielle Pleite. Eine Schuldenlast von 160.000 Mark drückte auf den Traditionsverein. An ein Fortbestehen war zunächst gar nicht mehr zu denken. Wieder fanden sich beherzte Männer und führten fruchtbare Gespräche mit den Gläubigern. Mit eigenen finanziellen und persönlichen Opfern der kommissarisch eingesetzten Männer wurde das lecke VfB-Schiff wieder flott gemacht. Das Gastspiel des VfB in der Verbandsliga dauerte jedoch nur eine Saison. In einem Ausscheidungsspiel um den Klassenerhalt in Ratingen gegen den SC Wuppertal unterlagen die Bottroper und mussten den Gang in die Landesliga antreten. Dort spielten die Bottroper mit wechselndem Erfolg bis 1972.

 

Nachdem die Schuldenlast restlos abgebaut worden war, ging es dann auch sportlich aufwärts. Jetzt fanden sich auch wieder Männer, die den VfB übernahmen. Erst das letzte Spiel der Saison brachte die Entscheidung über den Aufstieg zur Verbandsliga. Vor 5.000 begeisterten Zuschauern im Jahnstadion bezwang der VfB den Mitfavoriten SC Kleve und sicherte sich 1972 den Wiederaufsteig zur Verbandsliga.

70er Jahre

1972 – Wiederaufstieg zur Verbandsliga

Erfolgreich spielte man bis Mitte der 70er-Jahre in der Verbandsliga jedoch nicht. Jahr für Jahr mussten die VfB-Anhänger um ihre Mannschaft zittern, die ein ums andere Mal mit einem blauen Auge dem Abstieg entrinnen konnte. 1974 verschliss man gar drei Trainer in einer Saison.

1975 wurde man dann Dreizehnter, 1976 und 1977 und 1978 Elfter. 1979 konnte man sich mit einem ausgeglichenen Punktekonto von 30:30 bei 11 Siegen sogar über einen siebten Platz freuen. Doch wer jetzt an höhere Ziele dachte, sollte schon ein Jahr später enttäuscht werden.

Impressionen aus den 70er Jahren

80er Jahre

Freude und Trauer prägten die 80er
Höhen- und Sturzflüge wechseln sich immer wieder ab

Die Geschichte von 1980 bis 1996 war eine Phase, in der die VfB-Anhänger ein sehr ausgeprägtes Wechselbad der Gefühle erlebten. Nun fragen Sie sich, warum diese Zeiteinteilung – die einfache Antwort: Seit 1996 war ich als Geschäftsführer selbst in die Vereinsgeschicke involviert und kann die Entwicklungen und Geschehnisse in dieser Zeit aus einer anderen Perspektive sehen, als zuvor in der Rolle des Beobachters, der viele Erfolge gesehen und so manche Geschichten über den VfB gehört hat. Die 80er Jahre fingen alles andere als vielversprechend an. Der VfB spielte bis zum letzten Spieltag am 19. Mai 1980 gegen den Abstieg aus der Verbands- in die Landesliga. Ein 3:3 im heimischen Jahnstadion gegen Grevenbroich rettete die Schwarz-Weißen und schickte den Namensvetter aus Lohberg, der beim VfR Neuss mit 1:3 verlor, in die „Niederungen“ der Landesliga.

Doch dann sollte alles besser werden. Der Vorsitzende Karl Gathmann setzte im zweiten Jahr seiner Amtszeit auf Trainer Horst Bistrich, der, wie wir alle wissen, in den letzten beiden Jahrzehnten für so manchen sportlichen Erfolg verantwortlich zeichnete. Mit geschultem Blick formte der eine Truppe, an der die Zuschauer im Jahnstadion und die mitreisenden Fans auswärts viel Freude haben sollten. Zwei Spieltage vor dem Saisonende bestätigten sich die kühnsten Hoffnungen von Vorstand und Anhang. Aus dem Verbandsligisten VfB Bottrop wurde wieder der Oberligist, der den FC Mülheim und die Amateure von Borussia Mönchengladbach auf die Plätze verwies.

In Bottrop kehrte nach vielen Jahren wieder die Euphorie vergangen geglaubter Zeiten zurück. Die Zuschauer strömten wieder in größeren Mengen, die aber bei weitem nicht an die Glanzzeiten der 50er und frühen 60er Jahre anknüpfen konnten, ins altehrwürdige Jahnstadion. In der Oberliga Nordrhein gegen so namhafte Gegner wie den 1. FC Bocholt, RW Oberhausen, Bayer Leverkusen, den Wuppertaler SV, die Amateure des 1. FC Köln sowie SW Essen und Bayer Uerdingen folgten zum Teil spannende Spiele, auch wenn der VfB in dieser Spielzeit nicht über sechs Siege hinaus kam. Mit 21:47 Punkten bei 37:68 Toren belegte man letztlich in der Abschlusstabelle den drittletzten Platz und musste in die Verbandsliga zurück. So schnell wie die Begeisterung für den VfB neu entflammt war, so schnell hatte sie sich nach dem Abstieg auch wieder abgekühlt. Die Mannschaft zeigte Auflösungserscheinungen. Auf den Vorsitzenden Anton Rippelbeck, der das Zepter von Karl Gathmann übernommen hatte, kamen schwere Zeiten zu.

Der Neuanfang im Jahr danach mißlang gänzlich.

Der VfB wurde bis in die Landesliga durchgereicht und musste am 16. Mai 1983 den schmerzlichen Schritt in die wenig beliebte Landesliga machen. Erst in der Landesliga kam der VfB wieder auf die Beine. Inzwischen war Anton Rippelbeck von Benedikt Mies abgelöst worden. Der besann sich auf einen alten, erfahrenen VfBer, der als Spieler die Glanzzeiten und als Jugendtrainer so manchen Erfolg feiern konnte. Günter „Pascha“ Mikolajczak übernahm das Ruder und formte aus jungen, erfolgshungrigen Spielern, die er noch aus seiner erfolgreichen A-Jugend-Trainer-Tätigkeit kannte, und erfahrenen Routiniers eine dynamische und schlagkräftige Truppe, die es dem kritischen Bottroper Publikum zeigen wollte. Klaus-Peter Wittebrock überzeugte in der Spielzeit 1983/84 nicht nur in seiner eigentlichen Rolle als Abwehrspieler, sondern auch als Torjäger. 17 der 63 Saisontore gingen auf sein Konto. Damit hatte er den größten Anteil an der Verbandsliga-Rückkehr. Die sicherte sich der VfB am letzten Spieltag nach einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem SV Schwafheim. Während die Schwafheimer zuhause gegen Preußen Vluyn mit 4:1 siegten, setzte sich die Miko-Truppe mit 5:0 gegen Absteiger VfR 08 Oberhausen durch und feierte bei Punktgleichheit aufgrund der besseren Tordifferenz die Meisterschaft.

Der VfB konnte 63:34 Tore, die Schwafheimer nur 56:29 Tore aufweisen. In 30 Spielen hatte der Traditionsclub eine um zwei Treffer bessere Tordifferenz. In dieser Zeit betrieb der VfB auch gute Imagewerbung. Gegen die Bundesligisten Hamburger SV und Borussia Mönchengladbach zog man sich achtbar aus der Affäre. Am Karnevalssamstag 1984 unterlag man dem HSV mit Spielmacher Felix Magath und Trainer Ernst Happel mit 0:3, am Ostermontag unterlag man den Gladbachern, die mit Vogts, Wimmer und dem jungen jungen Uwe Kamps angetreten waren, knapp und unglücklich mit 2:3. Klaus-Peter Wittebrock traf dabei sogar aus 40 Metern, überlistete den Youngster im Borussen-Gehäuse. In letzter Minute vergab Andreas Keina mit einem verschossenen Foulelfmeter die Chance zum 3:3.

Nach zwei Jahren in der Verbandsliga mit eher mäßigem Erfolg erwischte es den VfB Bottrop erneut. Die siegreiche 84er-Mannschaft war stark verändert, mancher Spieler hatte dem Werben von Oberligisten nicht wiederstehen können und hatte dem Jahnstadion den Rücken zugekehrt. Das erste Jahr der Amtszeit des neuen Vorsitzenden Hans Raape stand unter keinem guten Stern. Wieder einmal, am 26. Mai 1986, musste der VfB absteigen. Zwar punktgleich mit dem Tabellenzwölften Olympia Bocholt und dem Dreizehnten SV Schonnebeck ging es erneut in die Landesliga. Der VfB hatte bei 25:43 Punkten die schlechteste Tordifferenz der Abstiegskandidaten. 13 Unentschieden in einer Saison waren genau eines zu viel.

In den folgenden Jahren etablierte sich der VfB zum Leidwesen seines Anhangs in der Landesliga, stets bemüht, den Blickkontakt zu den Aufstiegsanwärtern nicht aus den Augen zu verlieren, aber niemals stark genug, um als Nummer eins aus einer Saison herauszugehen. Immer wieder kehrende Querelen und finanzielle Sorgen warfen die Schwarz-Weißen, die in der Stadt selten einen guten Stand hatten, immer wieder zurück. Nach Hans Raape, der bis 1989 durchhielt, wechselten sich die Vorsitzenden fast im Jahresrythmus ab. Der zwischenzeitliche Tiefpunkt wurde mit dem Abstieg in die Bezirksliga erreicht. Diesen Betriebsunfall konnte Trainer Detlev Sonntag gemeinsam mit nimmer müden aufrechten VfBern um Gert Bannasch, die aus dem Nichts eine neue Mannschaft geformt hatten, nur ein Jahr später beheben.

Wieder war die Klasse erreicht, die für den VfB nie mehr als eine Durchlaufstation war. Eigentlich ging es daraus immer wieder nach oben, doch die jüngste Zukunft hat uns allen gezeigt, dass dem nicht so ist. Die Fehler der Vergangenheit holten den VfB immer wieder ein.
Nur wenig blieb dem VfB. Die Tradition war eines davon. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft ein Zweites. Immer wieder aufkeimende Differenzen bei denen, die den Verein führen sollten, aber machten alle Bemühungen zunichte.

Impressionen aus den 80er Jahren