Raphael Steinmetz lässt Zuschauer-Kritik abblitzen
Auf den Rängen machte sich schon Unruhe breit. Doch Bottrops Mittelfeldmotor wählt die richtigen Worte. Und lässt ihnen dann auch Taten folgen.
„Nur ruhig. Es ist doch noch genügend Zeit!“ Raphael Steinmetz reagierte mit betonter Höflichkeit, als er sich das Spielgerät zu einem Eckball zurechtlegte. „Macht mal ein bisschen Tempo“, hatte ihn ein ein ungeduldiger Zuschauer aus nächster Nähe angerauntzt. 56 Minuten waren schon gespielt und in der Partie zwischen dem VfB Bottrop und dem PSV Wesel-Lackhausen stand es immer noch 0:0.
Bottrops Mittelfeldmotor hatte nicht nur die passenden Worte, sondern auch das richtige Rezept: Geduld. Keine drei Minuten später legte er sich erneut in aller Seelenruhe einen Ball zurecht. Diesmal zu einem Freistoß aus strammer Distanz. Steinmetz visierte sein Ziel an, nahm Anlauf und schlenzte den Ball präzise ins linke Toreck. Ein Traumtor! Wesels Torhüter Sebastian Kaiser war chancenlos, er versuchte erst gar nicht, dem Ball hinterherzuhechten.
Der Führungstreffer gibt dem VfB Bottrop Sicherheit zurück
Steinmetz hatte mit diesem Treffer den ganzen Druck von seiner Mannschaft genommen. Der VfB wollte dieses Spiel gegen Wesel unbedingt gewinnen, um die kleine Chance auf den Aufstieg in die Oberliga am Leben zu halten. Doch dieser Druck, der sich durch die unnötige 3:5-Niederlage in der Vorwoche bei der SG Schönebeck aufgebaut hatte, wirkte spürbar nach.
In Überzahl lief es wie am Schnürchen für die Hausherren: Nusret Miyanyedi besorgte noch in derselben Minute das 2:0. Der seit Wochen formstarke Rene Biskup markierte mit dem 3:0 die Vorentscheidung (69.). Es folgten noch zwei wunderschöne Tore. Ein weiterer Freistoßtreffer von Raphael Steinmetz (74.) und ein herrlicher Flugkopfball von Namensvetter Danny Steinmetz (85.).
VfB Bottrop im Glück: Wesel verschießt einen Elfmeter
Trainer Dusan Trebaljevac nutzte die Gelegenheit nach dem Schlusspfiff, seinen Spielern im Mannschaftskreis die Anerkennung für eine überzeugende Leistung auszusprechen. Im Hinspiel hatte sein Team noch eine 1:3-Niederlage kassiert. Einfach zu besiegen war der PSV Wesel auch diesmal nicht. „In der ersten Halbzeit machen wir ein richtig gutes Spiel“, erklärte der Coach später.

Aus dem Takt geraten sei sein Team erst durch den Elfmeter (41.), den Schiedsrichter Gehla den Weselern nach einem Foul von Aldin Kljajic zugesprochen hatte: „Da verlieren wir fast komplett den Rhythmus.“ Dass Wesels Necati Güclü den Ball aus elf Metern links am Tor vorbeischoss, änderte nichts daran, dass Bottrop bis zum Halbzeitpfiff wackelte.
Jetzt geht es zum bisher stärksten Gegner: SV Scherpenberg
Erst mit der zweiten Halbzeit kam die Überlegenheit des VfB Bottrop zurück. Im Vergleich zur Vorwoche spielten die Schwarz-Weißen deutlich konzentrierter, sie leisteten sich weniger Fehlpässe, bauten deutlich mehr Dynamik auf. Was fehlte, war das Glück im Abschluss. Das kehrte erst mit dem feinen Füßchen von Raphael Steinmetz zurück.
„Wenn wir 41 Punkte haben, gehen wir all in“, hatte VfB-Boss Gündüz Tubay schon vor dem Spiel erklärt. Diese Zielvorgabe hat der VfB jetzt erreicht. Jetzt geht es für die Schwarz-Weißen darum, nachzulegen. Und das kommende Spiel hat es in sich. Der VfB muss am nächsten Sonntag beim SV Scherpenberg antreten. Das Hinrundenspiel gewann Bottrop zwar deutlich mit 4:0, doch in der Rückschau muss Dusan Trebaljevac zugeben: „Scherpenberg war ein wirklich starker Gegner, vielleicht der beste, den wir bis dahin hatten.“